Ein neuer Geniestreich vom »Existentialisten des Humors« 3sat Kulturzeit
Ein uralter, gelähmter, fast tauber Privatgelehrter, Philosoph und Haustyrann zugleich, soll für seinen kaum verständlichen Traktat zur Verbesserung der Welt die Ehrendoktorwürde erhalten und wartet zusammen mit seiner Lebensgefährtin, seinem notwendigen Übel, zu Hause auf die Verleihungszeremonie.
Bis zum Eintreffen der Honoratioren vergeht einige Zeit, während deren nicht nur die komödiantisch ausgekosteten Altersbosheiten, die erbarmungslose Ironie eines Sprachkünstlers und das erschreckende Zerrbild einer Ehe zu erleben sind, sondern auch die Widersprüche und die Verletzlichkeit eines sonderbaren Menschen, dessen Traktat auf die totale Abschaffung der Welt zielt und der von dieser verrückten Welt geehrt, aber nicht wirklich verstanden wird.
Thomas Bernhards »große Weltbeschimpfungspredigt« (Die Zeit) hat nun Nicolas Mahler, der »Existenzialist des Humors« (3sat Kulturzeit), als Graphic Novel umgesetzt. Und für sie gilt erst recht, was seinerzeit über die umjubelte Theaterpremiere geschrieben wurde: »Es ist der finsterste und zugleich komischste Bernhard, den es je gab.« (FAZ)
Thomas Bernhard (1931-1989) war einer der bekanntesten österreichischen Erzähler des zwanzigsten Jahrhunderts. Er wuchs in Wien und in Seekirchen am Wallersee auf, wurde für kurze Zeit in ein Heim für schwer Erziehbare geschickt, brach seine Schulausbildung ab und wurde Kaufmannsgehilfe. 1947-48 arbeitete er als Lehrling. Dabei zog er sich eine Lungenentzündung zu, die sich zur Tuberkulose ausweitete. Er verbrachte die nächsten beiden Jahre in verschiedenen Krankenhäusern. Nach seiner Genesung wurde er Gerichtsreporter. Er studierte Gesang und veröffentlichte erste Texte. Der Durchbruch als Romanautor gelang ihm 1963 mit »Frost«, weitere Romane folgten. Auch als Dramenautor machte sich Bernhard einen Namen. Ab 1965 lebte er in Wien und auf einem oberösterreichischen Gutshof. 1984 kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung wegen seines Romans »Holzfällen«. 1970 wurde Thomas Bernhard mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Nicolas Mahler wurde 1969 in Wien geboren und lebt noch immer dort. Als Comiczeichner hat er in den letzten Jahren bei zahlreichen Verlagen in vielen Ländern veröffentlicht. Seine Zeichnungen und Strips erschienen unter anderem in der Welt Kompakt, Titanic, FAZ, Strapazin oder Lapin. Außerdem veröffentlicht er Kinderbücher und illustrierte Schulbücher, arbeitet an Trickfilmen und betreibt in Wien zusammen mit Rudi Klein und Heinz Wolf den Ausstellungsraum Kabinett für Wort und Bild. Ausgezeichnet mit dem Max und Moritz-Preis, Kategorie bester deutschsprachigen Comic-Künstler 2010.
»Witziger, als Nicolas Mahler sie gestaltet, können Comics kaum sein. Unverwechselbar in der grafischen Reduktion wie im inhaltlichen Reichtum sind sie sowieso.« Andreas Platthaus, FAZ