Einst hielt es die Philosophie für ihre vorrangige Aufgabe, Menschen zu einem bewußten Verhältnis zu sich und ihrem Leben anzuleiten - um auch zu einem angemessenen Umgang mit anderen in der Lage zu sein. Die moderne Philosophie geht dagegen zwar systematisch vom Subjekt aus, führt dieses in praktischer Hinsicht aber gerade nicht mehr zu sich selbst zurück, so, als könne nur der Umgang mit anderen ein seriöser Gegenstand der Ethik sein.
Heute erscheint das Selbst als größte Schwachstelle der modernen Gesellschaft. »Mit sich selbst befreundet sein«, davon sprach schon Aristoteles. Lebenskunst im Umgang mit sich selbst: Das ist die Tradition Senecas, Montaignes, Nietzsches und Foucaults. An diese Tradition knüpft Schmid an und schreibt vom Umgang mit sich selbst und wie er erlernt werden kann, ausgehend von der existenziellen Erfahrung der Angst und der möglichen Antwort darauf.
Wilhelm Schmid, freier Philosoph, außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt und Gastdozent an der Staatlichen Universität Tiflis (Georgien). Lebt seit 1980 in Berlin. Geboren 1953 in Billenhausen (Bayerisch-Schwaben). Studium von Philosophie und Geschichte in Berlin (FU), Paris (Sorbonne) und Tübingen. Regelmäßige Tätigkeit als philosophischer Seelsorger am Spital Affoltern am Albis bei Zürich. Wöchentliche Kolumne Lebenskunst in der Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag. Monatliche Kolumne Lebenskunst im Filosofie Magazine, Amsterdam.