Sebastião Salgado war 26 Jahre alt, als er 1970 das erste Mal in seinem Leben einen Fotoapparat in die Hand nahm. Ein Moment, der ihn von Grund auf veränderte: Durch den Sucher einer Kamera betrachtet, ergab das Leben für ihn plötzlich einen ganzen neuen Sinn - Salgado hatte sein Medium gefunden, auch wenn es noch Jahre harter Arbeit erfordern sollte, bis er seinen Lebensunterhalt tatsächlich als Fotograf verdienen konnte.
Aufgewachsen auf einer Farm in Brasilien, empfand Sebastião Salgado von Kind an eine tiefe Verbundenheit mit der Natur. Zugleich entwickelte er aber auch einen wachen Blick für die prekären sozioökonomischen Verhältnisse, in denen viele Menschen ihr Leben fristen müssen. Sein neues Werk »Genesis«, das Ergebnis von acht Jahren intensiver Reisetätigkeit, zeigt uns nun die letzten Naturräume – Wüsten, Meere, Urwälder, Tiere und Menschen –, die dem Zugriff unserer modernen Zivilisation noch entgangen sind. »Rund 46 Prozent des Planeten sind noch immer in dem Zustand, in dem er sich bei seiner Entstehung befunden hat«, erinnert uns Salgado. »Wir müssen das Bestehende bewahren.« Das Projekt »Genesis« und das Instituto Terra, das von Lélia und Sebastião Salgado gegründet wurde, setzen sich dafür ein, die Schönheit unseres Planeten zu zeigen, die Schäden, die ihm zugefügt wurden, zu beseitigen und ihn für die Zukunft zu bewahren.
Salgado hat mehr als 32 Reisen unternommen – zu Fuß, in Leichtbauflugzeugen, Hochseeschiffen, Kanus und sogar in Ballons, unter den Bedingungen extremer Hitze und Kälte und in manchmal bedrohlichen Situationen –, um Bilder zu sammeln, die uns Natur, Tierwelt und eingeborene Völker in atemberaubender Pracht vor Augen führen. Mit seiner Schwarzweißfotografie erzeugt Salgado eine schimmernde, strukturreiche Stofflichkeit, so fein gewebt, dass selbst Vergänglichstes unsterblich wirkt.
Was kann man in »Genesis« entdecken? Die Tierarten und Vulkane der Galapagosinseln; die Pinguine, Seelöwen, Kormorane und Wale der Antarktis und des Südatlantiks; brasilianische Alligatoren und Jaguare; afrikanische Löwen, Leoparden und Elefanten; das abgeschiedene Volk der Zo’é-Indianer im tiefsten Amazonasregenwald; den Stamm der Korowai in West-Papua; die Dinka, nomadische Rinderhirten im Sudan; das Nomadenvolk der Nenzen und ihre Rentierherden in der Nordpolarregion; die Regenwaldgesellschaften der Mentawai auf den Inseln westlich von Sumatra; die Eisberge der Antarktis; die Vulkane Zentralafrikas und auf der Kamtschatka-Halbinsel; die Wüstenlandschaften der Sahara; die Schwarz- und Weißwasserflüsse im Amazonasgebiet; die Schluchten des Grand Canyons; die Gletscher Alaskas und vieles mehr. All die Zeit, Energie und Leidenschaft, die in die Entstehung dieses Werkes geflossen sind, machen »Genesis« zu Sebastião Salgados »Liebeserklärung an diesen Planeten«.
Anders als die Collector's Edition, die als großformatiges Portfolio ohne strenge thematische Gliederung erscheint, zeigt die vorliegende Ausgabe eine abweichende Auswahl an Bildern, geografisch geordnet in fünf Kapiteln: »Im Süden des Planeten«, »Zufluchtsorte«, »Afrika«, »Nördliche Weiten«, »Amazonien« und »Panatal«.
Aber natürlich sind beide Publikationen faszinierende Dokumente eines fotografischen Abenteuers, das es in diesen Dimensionen noch nie gegeben hat: Salgados Genesis-Projekt.