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The Rolling Stones

Die Rolling Stones waren immer anders : wilder, lauter, skandalöser. Inzwischen sind sie zum Mythos geworden. Georg Diez erzählt die nunmehr fast 50-jährige Geschichte ihres Triumphes, der immer auch ein grandioses Scheitern war.

Verlag Reclam, Philipp
ISBN 9783150184943
2007

Erscheinungsdatum: 01.06.2007 . 142 Seiten. Paperback . Reclams Universal-Bibliothek .

Softcover

lieferbar innerhalb von 2 Werktagen
Über den Artikel

Die Rolling Stones waren immer anders : wilder, lauter, skandalöser. Inzwischen sind sie zum Mythos geworden. Georg Diez erzählt die nunmehr fast 50-jährige Geschichte ihres Triumphes, der immer auch ein grandioses Scheitern war.

Leseprobe:
Die Zukunft war noch reichlich jung in jenen Tagen, als die Pop-Revolutionäre die Welt auf den Kopf stellten. Aber wer sich dieses tumultuöse Jahrzehnt näher betrachtet, das man mit einem nostalgischen, abschätzigen oder feindseligen Unterton die Sechziger nennt, der wird eines feststellen: Konsum, Optik, Oberfläche, Musik, Spaß, Sex - kurz die Welt, wie wir sie kennen, das alles entstand in dieser Zeit, als ein paar weiße Jungs die Musik nahmen, die sie liebten, den Rhythm and Blues der Schwarzen, und damit die Mittelstandsjugend zum Tanzen brachten. Es ist nicht klar, ob sie am Anfang wirklich wussten, was sie taten. Das ist auch nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass sie es taten. Und so ist jede Erinnerung an diese ferne Zeit der Zukunft mehr als nur ein Stückchen Musikgeschichte, mehr auch als eine Ergänzung der politischen Veränderungen Ende der 1960er Jahre: Es ist eine Chronik jener Jahre, als die Jugend die Welt eroberte. Und so sollte schließlich Jean-Luc Godard recht behalten. Der hatte 1965 über den Stones-Song 'Satisfaction' gesagt: Was dort erklingt, könnte der Beginn einer Revolution sein. Es waren tatsächlich die Jahre, als die Welt, wie wir sie heute erleben, reflektieren und verstehen, Gestalt annahm; es waren Jahre, die alles umkehrten, die die Verhältnisse, wie man sie bis dahin gekannt und akzeptiert hatte, auf den Kopf stellten. Diese Jahre setzten die Jugend in ihr Recht. Zuvor hatte die Wahrheit und die Weisheit bei den Älteren und der Begründungszwang, der Legitimationsdruck bei den Jungen gelegen. Dies war jetzt, ganz schlicht gesagt, genau umgekehrt. Das alles hat irgendwann zwischen Mitte der 1950er und Mitte der 1960er Jahre angefangen, und einiges spricht dafür, dass die Rolling Stones daran nicht ganz unschuldig waren. Wann genau Pop sich aufmachte, die Welt zu erobern, darüber streiten sich die Geister. Das Jahr 1954 als ein frühes Vorläuferdatum liegt dabei nicht schlecht im Rennen, jenes Jahr, als die Brüder Maurice und Richard McDonald zum ersten Mal Autofahrer mit dem versorgten, was unter den gelben Bögen zum Wahrzeichen, zum Symbol und für die Ängstlichen zum Schreckbild der Popkultur und schließlich der Globalisierung werden sollte: Hamburger für alle, vor allem aber für die Autofahrer. Oder doch 1955, wie Ulf Poschardt in seinem Buch 'DJ-Culture' vorschlägt, das Jahr, das nicht nur den Anfang der Popmusik, sondern auch den Anfang der Popkunst markiert. Jasper Johns malte seine ersten Flaggen, Andy Warhol zeichnete bunte Schuhe, und Roy Lichtensrein arbeitete an seinen Dollarnoten. Eine Ikonografie des Gewöhnlichen war entstanden. Klaus Theweleit bringt als Beginn des Pop-Jahrhunderts auch das Jahr 1956 ins Spiel, denn da schlüpft die Weltgeschichte in die 'Blue Suede Shoes' ... die 'diesseitig' durchtanzten . Elvis also natürlich, jener Elvis, von dem Theweleit sagt, er habe 1956 eher eine neue Zeitrechnung begründet als 1922 Mussolini mit seinem Marsch - und auch eher als Joyce mit seinem bahnbrechenden Roman 'Ulysses'. Am einfachsten schließlich hat es Andy Warhol gefasst: Everything went young in '64! Irgendwann zwischen Elvis und Andy Warhol ist es also passiert, irgendwann in diesen Jahren begann die Welt zu verstehen, was das heißt: Everyone is sweet sixteen forever , wie Nik Cohn meint. Pop , so Cohn, gehört allein den Teenagern und spiegelt alles das, was Teenagern in ihrer Zeit passiert, in diesem amerikanischen zwanzigsten Jahrhundert. Es geht um Kleidung und Autos und Tanzen, es geht um Eltern und Highschool und eingesperrt zu sein und auszubrechen, es geht um Sex, Reichtum und das Altern, es geht um Amerika, es geht um Städte und Lärm. Wenn man's genau betrachtet, geht es immer um Coca Cola. Aber wenn Elvis der Vorbereiter war und Wegweiser, dann waren die Beatles und die Rolling Stones die Vollender. Der Wandel jener Jahre erstreckte sich auf alle Lebensbereiche, auf die Art und Weise, wie die Wirtschaft funktion

Rezension:
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über die Autoren
Georg Diez

Georg Diez war Journalist und Kolumnist u.a. für Spiegel, Spiegel Online, Zeit, Frankfurter Allgemeine und Süddeutsche Zeitung. Zuletzt erschienen von ihm der politische Essay Das andere Land (2018), Martin Luther, mein Vater und ich (2016) und Der Tod meiner Mutter (2009). Heute arbeitet er als Direktor für Strategie und Medien bei einem...

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