Der zweite Band des Werkverzeichnisses »Raumkunst und Kunsthandwerk« ist Henry van Veldes textilen Arbeiten gewidmet, zeigt Entwürfe und zahlreiche Objekte. Er ist bislang das einzige fundierte Werk, in dem sich Experten umfassend mit van de Veldes Textilkunst befassen.
In seiner bewusst als »Apostolat« verstandenen Rolle des allumfassend kreativen Künstlers hat sich Henry van de Velde schon früh auch Entwürfen für Damenkleidung zugewandt. Dies betraf zunächst die Kleider seiner Frau, die er, anfangs gemeinsam mit ihr, seit 1894/95 entwarf. Bis etwa 1902 folgten zahlreiche weitere Modelle, die er in Ausstellungen und Publikationen präsentieren konnte. Hierbei ist die Übersiedlung nach Weimar 1902 als Zäsur anzusehen, da van de Velde sich seitdem zunehmend Entwürfen für Möbel und Dekorationsstoffe zuwandte, ein Arbeitsbereich, in dem er seit den späten 1890er Jahren verstärkt für Fabrikanten in Krefeld und Chemnitz tätig war.
Parallel entstanden Entwürfe für Knüpf- und Wirkteppiche sowie für schlichtere Beläge, die den gesamten Boden eines Zimmers auskleideten. Die Textilkunst van de Veldes wurde schon früh gesammelt, und in den Museen in Zürich, in Krefeld, Brüssel, Gent und Chemnitz haben sich zahlreiche Muster seiner Stoffe erhalten. Auch in diesem Fall wird mit dem Werkverzeichnis Neuland betreten, da sich die Forschung mit van de Veldes Arbeiten auf dem Sektor Textilien bislang nur kursorisch beschäftigt hat.
Henry van de Velde »Raumkunst und Kunstverzeichnis. Werkverzeichnis in sechs Bänden«:
Bd. 1: Metallkunst (bereits erschienen)Bd. 2: TextilienBd. 3: Keramik und PorzellanBd. 4 und 5: MöbelBd. 6: Raumkunst
Thomas Föhl, geb. 1954 in Schorndorf, promovierter Kunsthistoriker, Sonderkkordinator der Klassik Stiftung Weimar, Initiator des DFG-Forschungsprojekt »Werkverzeichnis Henry van Velde«, zahlreiche Publikationen zur Architektur- und Designgeschichte, Malerei, Grafik und buchkunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Antje Neumann, geb. 1974 in Jena, Kunsthistorikerin, seit 2000 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Klassik Stiftung Weimar, seit 2001 am Forschungsprojekt beteiligt, verschiedene Publikationen über Henry van de Velde.
