In der Alten Schönhauser Straße 46 in Berlin-Mitte gibt es ein Restaurant, das vor vielen Jahren schon zum internationalen Pilgerort geworden ist. Es ist das Restaurant von Monsieur Vuong.
Sein Bild hängt an der orangerot leuchtenden Wand. Heute führt sein Sohn Dat das Lokal, vor dem lange Schlangen zur Normalität gehören. Kein Wunder, die Gerichte schmecken himmlisch und sind von einer wohltuenden, unprätentiösen Schlichtheit. Sie sind authentisch, denn Dat Vuong kocht in der Tradition seiner Mutter, kehrt immer wieder an seine Wurzeln, nach Vietnam, zurück. Höchste Zeit, Dat Vuong mit einem Buch zu feiern.
Wer einmal bei Monsieur Vuong gegessen hat, kommt immer wieder. Wer einmal Dat Vuong begegnet ist, möchte die Geschichte kennenlernen, die zu diesem Erfolg geführt hat. Deshalb gibt es jetzt Monsieur Vuong. Das Kochbuch . Mit 40 Rezepten aus der Garküche, für jeden nachkochbar, und einer Fülle von Inspirationen rund um die vietnamesische Tisch- und Lebenskultur.
Die Begründung der Jury der Stiftung Buchkunst:
»Das Einbandmotiv irritiert: ein junger Mann mit gespannten Bizepsen, asiatischer Teint, glänzende Lippen, hochgestellter Kragen. Ein Star aus Kung Fu-Klassikern? Ein Pinup-Boy der Sechziger?
Das Buch will dem Koch Dat Vuong »ein Denkmal setzen«. Es bettet die Rezepte in die Familiengeschichte ein, die eine Flüchtlingsgeschichte von Vietnam nach Deutschland ist. Am Beginn steht ein wie eine ethnologische Fallstudie fotografisch bebilderter Essay. Er geht nahtlos in den umfangreichen Rezeptteil über. In der so aufgebauten Stimmung liest man in den Rezepten automatisch weiter.
Die Speisen zu den jeweiligen Rezepten sind fotografiert in einem Moment jener eigenartigen Übergangsphase von frisch serviert und gleich verzehrt, die ihr eigentlicher Existenzgrund zu sein scheint. Dazwischen Doppelseiten, Schnappschüsse, die wirken wie diffizil komponierte Gemälde. Gesättigte Farben, Muster und graubräunliche Patina des Alltags in den Straßen von Saigon, auf Märkten, von Garküchen, Speisen und das Verspeisen im öffentlichen Raum, Stadtverkehr, Interieurs – immer in der Mischung verschiedener Farbtemperaturen. Diese Mischung könnte als Sinnbild dafür gelten, dass der Heimatort des Kochs ein ideeller ist, der von beiden Quellen gespeist wird, den entgegengesetzten Klimazonen und Kultursphären von Saigon und Berlin.
Deshalb hat es nichts von Exotik, in der sonst die Nähe immer nur scheinbare Anteilnahme ist und die Angst vor dem Fremden unter der Wahrung von Distanz aufrechterhalten wird. Alles hier in diesem empathischen Buch, wie in der Küche dieses Meisterkochs, ist anders. Die Geschichte (Biografie), die Sache (Rezepte) und die Medien (Fotografie und Buch) sind ineinander verwoben. Der junge Mann auf dem Titel ist der Vater des Kochs.«