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Erzählungen 1933-1947

Werkausgabe II/2

„Fülle und Farbigkeit“ forderte Anna Seghers von der Literatur, und gerade in dieser Zeit ihres Exils entwickelte sie eine beeindruckende erzählerische Vielfalt. Außer den Romanen „Der Kopflohn“, "Der Weg durch den Februar" „Die Rettung“, „Das siebte Kreuz“ und „Transit“ entstanden zahlreiche Erzählungen und Kurzprosa. Viele dieser Texte veröffentlichte sie in Zeitschriften der Emigranten in Moskau, Prag und Mexiko. Es ist heute nicht mehr belegbar, wie sie zu den Stoffen und den oft bemerkenswerten Detailkenntnissen kam. Vieles wird ihr berichtet worden sein, z. B. von Spanienkämpfern („Wiedersehn“) oder von französischen Bekannten („Das Obdach“). Erstaunlich bleibt ihre Fähigkeit, sich in ihr fremde Charaktere und deren soziales Umfeld zu versetzen. So ist die Erzählung „Ein Mensch wird Nazi“, die sie 1943 in Mexiko weitab von den beschriebenen Vorgängen verfasste, eine genaue psychologische Studie über die Anfälligkeit junger Menschen für die NS-Propaganda. Auch die Geschichte „Die Unschuldigen, im Frühjahr 1945 in Mexiko entstanden, beweist genaue Kenntnis der Strukturen des NS-Systems. Wie hier die Satire ist in der Geschichte „Reise ins Elfte Reich“ die Ironie eine für Seghers eher ungewöhnliche Gestaltungsart. Sie gehört ebenso zu ihrem epischen Spektrum wie die hintergründigen Sagen und Legenden oder jene eindrucksvollen Erzählungen, mit denen Seghers auf ihr persönliches Trauma des Holocaust reagierte: „Der Ausflug der toten Mädchen“ und „Post ins Gelobte Land“. Texterläuterungen und Kommentar vermitteln den Zugang zu biographischen und zeitgeschichtlichen Zusammenhängen.

Verlag Aufbau Verlag
ISBN 978-3-351-03468-9
2011

Erscheinungsdatum: 02.07.2011 . 1. Auflage . 480 Seiten. Seghers WA . Hardcover .

Hardcover

lieferbar innerhalb von 2 Werktagen
Über den Artikel
Die Exil-Erzählungen



Mit einer erstmals veröffentlichten Filmnovelle von Anna Seghers



Seit Februar 1933 lebte Anna Seghers im Exil, zunächst in Frankreich, dann in Mexiko. Trotz der existenziell äußerst belastenden Umstände war sie sehr produktiv. Neben großen Romanen wie „Das siebte Kreuz“ entstanden viele Erzählungen in unterschiedlichster Struktur. Gerade die darstellerische Vielfalt ist es, die diese Periode charakterisiert. Neben den berühmten Sagen und Legenden gehören solche Meistererzählungen wie „Der Ausflug der toten Mädchen“ dazu oder „Post ins Gelobte Land“. Die meisten dieser Erzählungen sind mit dem bewussten Blick auf die Ereignisse in Deutschland geschrieben. Im alltäglichen Leben, nicht erst in extremen Situationen, ermitteln sie, ob und wie Mitmenschlichkeit bewahrt, Anteilnahme ausgebildet oder abgewiesen wird.

Erstmals wird in diesem Band die bislang unveröffentlichte Novelle „Der sogenannte Rendel“ vorgestellt, die mit weiteren hier abgedruckten Varianten zu einem nicht realisierten Film-Projekt gehört.



Weitere Erzählungen des Bandes: „Das Vaterunser“, „Der letzte Weg des Koloman Wallisch“ „Das Viereck“, „Die schönsten Sagen vom Räuber Woynok“, „Wiedersehn“, „Sagen von Artemis“, „Reise ins Elfte Reich“, „Die drei Bäume“, „Ein Mensch wird Nazi“, „Die Unschuldigen“, „Zwei Denkmäler“, „Das Ende“, „Die Saboteure“.