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Krieg der Täter

Die Massenerschießungen von Katyn

Warum wurde gerade Katyn zum Symbol für alte ideologische Feindschaften und neue Fronten des Kalten Krieges angesichts anderer zahlloser Verbrechen des Zweiten Weltkrieges? Mit ihrem Buch plädiert Claudia Weber für eine neue Verflechtungsgeschichte des Zweiten Weltkriegs, die den Terror, die Kriegsverbrechen und die Gräuelpropaganda von Nationalsozialismus und Stalinismus in ihren situativen Dynamiken zusammendenkt.

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Verlag Hamburger Edition, HIS
ISBN 9783868542868
2015

Erscheinungsdatum: 11.03.2015 . 1. 1. Auflage März 2015 . 472 Seiten. 22 x 14.5 cm . Hardcover .

Hardcover

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Über den Artikel

Warum wurde gerade Katyn zum Symbol für alte ideologische Feindschaften und neue Fronten des Kalten Krieges angesichts anderer zahlloser Verbrechen des Zweiten Weltkrieges? Mit ihrem Buch plädiert Claudia Weber für eine neue Verflechtungsgeschichte des Zweiten Weltkriegs, die den Terror, die Kriegsverbrechen und die Gräuelpropaganda von Nationalsozialismus und Stalinismus in ihren situativen Dynamiken zusammendenkt.

Im Frühjahr 1943 wurde in der Nähe des russischen Dorfes Katyn ein grauenvoller Fund gemacht: Massengräber mit Tausenden Toten. Die Frage nach den Tätern ist zu diesem Zeitpunkt längst beantwortet, wie die Autorin eindrücklich zeigt, und dennoch drehte sich die Geschichte der Massenerschießungen von Katyn Jahrzehnte um die Frage, ob nun das Dritte Reich oder Stalins Sowjetunion für das brutale Kriegsverbrechen verantwortlich waren, dem im Frühjahr 1940 über 22 000 polnische Armeeangehörige zum Opfer fielen. Inmitten der militärischen Schlachten des Zweiten Weltkriegs wurde ein Täterkrieg entfacht: Während sich der deutsche Nationalsozialismus im Wald von Katyn als Entdecker sowjetischer Kriegsgräuel und als Bollwerk gegen den Roten Terror präsentierte, setzte sich der Stalinismus als Opfer einer Verleumdungskampagne der Hitleristen in Szene. Auf der Basis neu gelesener Dokumente und bisher unbekannter Quellen aus russischen Archiven und dem Archiv der DDR-Staatssicherheit legt Claudia Weber eine umfassende historische Analyse der Akteure, Mechanismen und Ziele der nationalsozialistischen und der stalinistischen Propaganda - ihrer Erfindungen, Täuschungsmanöver und Lügen - vor. Sie beschreibt die erstaunliche Wirkungsmacht und lange Dauer der diktatorischen Katyn-Inszenierungen, denen es gelang, die komplexe Geschichte des deutsch-sowjetischen Weltkriegsterrors auf eine gelöste Täterfrage zu reduzieren. Der Täterkrieg um Katyn war ein Scheingefecht, das noch in den ideologischen Geschichtsscharmützeln des Kalten Krieges in Westeuropa mit Verve ausgetragen wurde. Warum wurde gerade Katyn zum Symbol für alte ideologische Feindschaften und neue Fronten des Kalten Krieges angesichts anderer zahlloser Verbrechen des Zweiten Weltkrieges? Mit ihrem Buch plädiert Claudia Weber für eine neue Verflechtungsgeschichte des Zweiten Weltkriegs, die den Terror, die Kriegsverbrechen und die Gräuelpropaganda von Nationalsozialismus und Stalinismus in ihren situativen Dynamiken zusammendenkt.

Autorenportrait:
Die Historikerin Dr. Claudia Weber hat Geschichte, Südslawistik und Politologie in Leipzig, Moskau, Sofia und Athens (Ohio) studiert. Sie lehrte an den Universitäten Leipzig und Basel und ist seit 2007 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hamburger Institut für Sozialforschung.

über die Autoren
Claudia Weber

Prof. Dr. phil. Bernd Greiner ist Historiker, Politikwissenschaftler und Amerikanist. Er ist seit 1989 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung und lehrt am Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaft der Universität Hamburg.

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Auszeichnungen