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Katakomben der Seele

Eine Reportage über Westdeutschlands Vertrieben-und Flüchtlingsproblem 1950

Ré Soupault verfasste 1950 ihre letzte Fotoreportage unter dem Titel “Westdeutschlands Vertriebenen- und Flüchtlingsproblem”. Sie beschreibt die erschütternden Zustände in Massenunterkünften, berichtet über neue Flüchtlingssiedlungen, schreibt über Verlust der Heimat und die Hoffnungen für einen Neuanfang. Ihr Text ist erschreckend aktuell im Vergleich zu den heutigen Reportagen über das Schicksal der Flüchtlinge aus Afrika und Syrien.

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Verlag Das Wunderhorn
ISBN 9783884235461
2016

1. . Erscheinungsdatum: 22.10.2016 . 64 Seiten. Hardcover .

Hardcover

lieferbar innerhalb von 10 Werktagen
Über den Artikel

Ré Soupault verfasste 1950 ihre letzte Fotoreportage - in den 1930er/40er Jahren hatte sie für französische Zeitungen Bildreportagen gemacht - unter dem Titel “Westdeutschlands Vertriebenen- und Flüchtlingsproblem”.

Seit 1928 in Frankreich lebend, war sie 1938 mit ihrem Mann Philippe Soupault nach Tunis gekommen. Von dort konnten beide im November 1942 vor General Rommels Nazitruppen, die schon den Flugplatz von Tunis bombardierten, in letzter Sekunde mit dem letzten Autobus, der Tunis verließ, fliehen. Ré und Philippe erreichten Algerien, von dort gelangten sie später über Marokko in die USA. Nach Kriegsende lebte Ré Soupault in New York und verdiente ihr Leben mit Zeichnungen und Reiseberichten. Nach ihrer Rückkehr aus New York lebte sie ab 1948 in der Schweiz und arbeitete als Übersetzerin und Journalistin. Unter großen Schwierigkeiten erstand sie Ende der 1940er Jahre auf dem Schwarzmarkt in Berlin für 25 Stangen amerikanischer Zigaretten eine Rolleiflex-Kamera 6x6, da sie bei ihrer Flucht aus Tunis ihre gesamte Fotoausrüstung zurücklassen musste. Im September 1950 reiste sie nach Schleswig-Holstein, Niedersachsen und nach Bayern, um sich einen Überblick über die Situation von Flüchtlingen und Vertriebenen zu verschaffen. Sie besuchte u.a. die Flüchtlingslager Friedland, Dachau und Geretsried und führte Gespräche mit den Verantwortlichen der Lager, mit Politikern und mit vielen Flüchtlingen und Vertriebenen. Sie beschreibt die erschütternden Zustände in Massenunterkünften, berichtet über neue Flüchtlingssiedlungen, schreibt über Verlust der Heimat und die Hoffnungen für einen Neuanfang. Berichtet über die am Tag der Heimat 1950 verkündete “Charta der deutschen Heimatvertrieben” und über die Wahlerfolge der Partei BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten).

Wer heute diese Reportage liest, kann dieses Urteil nur teilen. Ré Soupaults Text ist von besonderer Klarheit, an Fakten orientiert und gleichzeitig ein bewegendes Zeit-Zeugnis einer Frau, die 1928 Deutschland verlassen hatte und danach nur noch für kurze Besuche dorthin zurückkehren wird. Ihre Fotografien schließen an ihr großes fotografische Werk aus den 1930/40 Jahren an.

Und ihr Text ist erschreckend aktuell im Vergleich zu den heutigen Reportagen über das Schicksal der Flüchtlinge aus Afrika und Syrien.

 

Ré Soupault (1901-1996) studierte von 1921-1925 am Bauhaus in Weimar. Sie war Fotografin, Modemacherin, Übersetzerin, Essayistin, Journalistin und gilt als eine der wichtigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts.

über die Autoren
Ré Soupault

Ré Soupault geboren 1901 als Erna Niemeyer in Pommern, arbeitete bereits während ihres Studiums 1921-1925 am Bauhaus in Weimar mit dem Avantgardisten Eggeling an dessen Experimentalfilm »Diagonal-Symphonie«. Über ihren Mann, dem Dadaisten und Filmkünstler Hans Richter lernte sie u.a. Man Ray und Sergeij Eisenstein kennen. Sie ging 1929...

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