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Deutschboden

Eine teilnehmende Beobachtung

Der Reporter Moritz von Uslar fährt in eine Kleinstadt im Osten Deutschlands und bleibt - drei Monate lang. Er stellt sich auf die Hauptstraße und in die Kneipen, nimmt am Alltag teil, hört zu, schaut zu, schreibt mit, hält alles fest. Der Vorsatz war: Rauszufahren in die Zone hinter der Großstadt und nachzuschauen, ob es ein Leben jenseits der Klischees gibt, die Hartz IV, Alkoholismus, Abwanderung und Rechtsradikalismus heißen.

Verlag Kiepenheuer & Witsch
ISBN 9783462042566
2010

Erscheinungsdatum: 23.09.2010 . 384 Seiten. 19 x 11.5 cm . Hardcover .

Hardcover

lieferbar innerhalb von 2 Werktagen
Über den Artikel

Die fremde Welt in unserem Land: Keine Autostunde vor Berlin, und alle Geschichten müssen neu erzählt werden.

Der Reporter Moritz von Uslar fährt in eine Kleinstadt im Osten Deutschlands und bleibt - drei Monate lang. Er stellt sich auf die Hauptstraße und in die Kneipen, nimmt am Alltag teil, hört zu, schaut zu, schreibt mit, hält alles fest. Der Vorsatz war: Rauszufahren in die Zone hinter der Großstadt und nachzuschauen, ob es ein Leben jenseits der Klischees gibt, die Hartz IV, Alkoholismus, Abwanderung und Rechtsradikalismus heißen. Der Reporter sucht nach einem Ort mit Boxclub und annehmbarer Kneipe und findet ihn im Landkreis Oberhavel.

Pension Haus Vaterland, Gaststätte Schröder: Notizblock und Diktiergerät am Mann, Pils am Tresen, immer im Bewusstsein, als Eindringling und Störenfried erkannt zu werden. Der Reporter trinkt mit, labert mit, trainiert mit, und vor allem hat er unendlich viel Zeit. Es erscheinen der Geschichtenerzähler Blocky und der tätowierte Punk Raoul, und damit ist der Zugang eröffnet: zu den Proben der Band »5 Teeth less«, zu den Treffen bei Kaisers, wo die frisierten Autos präsentiert werden, zum Abhängen an der Aral-Tankstelle - und zum Gedankengut junger Männer, die vielleicht wenig Zukunft, aber einen ziemlich guten Humor haben.

In dieser teilnehmenden Beobachtung berühren sich Feldforschung und Abenteuerroman, und das starke Ich des Reporters wird zum Mittel der Objektivierung. Aus den genauen Beobachtungen, den wörtlich wiedergegebenen Gesprächen, den Gags, Sprüchen, Märchen und Blödeleien und der Fülle absurder, rührender und furchterregender Alltäglichkeiten entsteht ein Bild, das das Leben nicht bloß abbildet, sondern fühlbar werden lässt. Das ist klassisches und das ist modernes Reportertum.

Moritz von Uslar besitzt die Tapferkeit, Konsequenz und Reflektiertheit, um zu zeigen, dass Wirklichkeit immer jener Ort ist, der jenseits der Erwartung liegt. Und er verfügt über eine Sprache, die auch noch das große Nichts - jene Tristesse und Schönheit um halb eins nachts an der Tankstelle - zum Leuchten bringt.

 

Moritz von Uslar, geboren 1970 in Köln, war Redakteur beim Süddeutsche-Zeitung-Magazin und beim Spiegel und arbeitet heute als Reporter und Interviewer bei der Zeit.

 »Das ist das erste moderne Buch über Ostdeutschland. Moritz von Uslar ist neugierig auf die Sprache, die Posen und Rituale der Menschen, die er in Eisdielen, Sportclubs und nachts an der ARAL-Tankstelle trifft. Es geschieht die ganze Zeit eigentlich nichts, aber wenn man darauf wie er mit solch offenen Augen schaut und es so kraftvoll und voll euphorischer Sympathie beschreibt, entfaltet sich plötzlich ein kleines Universum. Willkommen in dem unbekannten Land, das Deutschland heißt.« Florian Illies

»Wer von der Gegenwart erzählen will, der muss sie erst einmal kennen. Entstanden ist so eines der interessantesten und lustigsten Bücher dieses Herbstes: Man kann Deutschboden als spätes Sequel zu Faserland lesen: die Hartz-Vier-Sozialstudie als Poproman.« Richard Kämmerlings, Die Welt 

»Viel Neues unter der Sonne. Viel von der andächtigen Ratlosigkeit, mit der, wenn’s gutgeht, Verstehen beginnt. Und eine existentialistische Erzählung mit gleich drei überraschenden Tugenden: Anmut, Ironie, Zärtlichkeit.« Der Spiegel 

»Ich lese gerade Ihr Buch, schnell und atemlos, wie es mir selten passiert, und wollte Ihnen sagen, dass das sehr gut ist, was Sie da gemacht haben. Sie zeigen, dass es geht mit dem Osten – dass man den Osten tatsächlich erzählen kann, trotz all der ideologischen Fallen und kurzgedachten Halbheiten, die so in der Welt sind. Das rührt mich sehr, denn natürlich hätte ich eher gedacht, dass das nur schief gehen kann. Natürlich, das gelingt nicht einfach so, Sie wissen sehr viel über Text, über Reportage, und dass Sie das Werten so ausblenden und damit dem Versuch widerstehen, fremde oder unspezifische oder einfache falsche Kategorien an diesen Alltag anzulegen, das ist sehr, sehr gut. Und dass Sie trotzdem so nah an die Figuren rankommen, dass Sie sie zeigen, in allem, das, ich beginne mich zu wiederholen, ist sehr schwer und gelingt Ihnen ganz leicht.« Jana Hensel, Autorin von »Zonenkinder«, über »Deutschboden«

»[...] hätte ich hier was zu sagen, dann würde ich sofort anordnen, dass zuerst alle Politiker und alle Lehrer gefälligst dieses Buch lesen - damit sie wissen, wovon sie reden, wenn sie von Deutschland und dem Leben reden.[...] Uslar schreibt keinen Elendskitsch und lacht nie über die Leute, sondern lacht mit ihnen und schimpft manchmal. Uwe Kopf, Berliner Zeitung

»Sein Bericht überzeugt, weil er nicht klüger sein will als das Klischee.[...] eine fast vierhundert Seiten schwere Reportage zu zwanzig Jahren Wiedervereinigung.« Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Der Schriftsteller und Journalist Moritz von Uslar hat mit seiner Langzeitreportage Deutschboden eines der besten Bücher über Deutschland nach der Wiedervereinigung geschrieben.[...] Er findet vor allem seinen eigenen Rhythmus, auf dem er die Facetten seiner Genres ausspielen kann – den Swing der Umgangssprache, das Stakkato der fotografischen Beobachtungen, die Geradlinigkeit der szenischen Passagen und Dialoge. Er wechselt für Reportage und inneren Monolog sogar die Perspektive. Das entwickelt einen Sog, den die Realität seiner ostdeutschen Kleinstadt dringend braucht.« Süddeutsche Zeitung

»...herausgekommen ist eines der besten Bücher über Deutschland 20 Jahre nach der Wiedervereinigung« Märkische Oderzeitung

»Ohne Frage ist Deutschboden – eine teilnehmende Beobachtung ein großartiges Buch. [...] So direkt die Sprache, so akribisch die Recherche, so leidenschaftlich der Einsatz - derart anteilnehmend wie Moritz von Uslar hat bisher noch keiner über das Zusammentreffen einander so fremder Wesen geschrieben.« Berliner Zeitung

»Das lange Kapitel über die lange Nacht der jungen Männer und zwei, drei Frauen an der Aral-Tankstelle ist der Höhepunkt des Buches. Beinahe nichts geschieht in dieser Nacht – dies aber in einer wunderbar rhythmisierten Sprache. Die verstreichende Zeit wird selbst zum Ereignis: [...] Solche vor Intensität berstenden Augenblicke, in denen die Frage nach Sinn suspendiert ist, zeichnete  schon das Kapitel über die Kneipennacht aus.« Deutschlandradio

über die Autoren
Moritz Uslar

Moritz von Uslar, geboren 1970 in Köln, war Redakteur beim Magazin der Süddeutschen Zeitung und beim SPIEGEL und arbeitet heute bei der Zeit. Theaterstücke: 'Freunde' (2000), 'Freunde II' (2001), 'Lulu' (2004); gesammelte Interviews: '100 Fragen an …' (KiWi 829, 2004); Roman: 'Waldstein oder der Tod des Walter Gieseking am 6. Juni 2005'...

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Moritz von Uslar

Moritz von Uslar, geboren 1970 in Köln, war Redakteur beim Süddeutsche-Zeitung-Magazin und beim SPIEGEL und arbeitet heute als Reporter und Interviewer bei der Zeit.Ausgewählte Veröffentlichungen: Theaterstücke »Freunde« (2000), »Freunde II« (2001), »Lulu« (2004), gesammelte Interviews »100 Fragen an …« (KiWi 829, 2004) und »99...

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