In Band 2 nimmt die stürmische Liebesgeschichte weiter ihren Lauf. Erneut kommt es zu Mißtrauenskrisen des noch tief unsicheren jungen Wissenschaftlers, deren Ursachen er schonungslos selbstkritisch untersucht und denen Martha mit inzwischen gewachsenem Selbstvertrauen und gestärkter Liebesfähigkeit immer umsichtiger begegnet. Im inspirierenden Dialog mit ihr beginnt Freud sich seinem späteren Forschungsfeld anzunähern, dem Seelenleben: »Ich studiere jetzt der Menschen Innerstes.«
Zahlreiche Briefe des Paars enthalten meisterhafte, novellenartige Charakter- und Schicksalsskizzen von Menschen ihrer Umgebung. Gegen Ende berichtet Freud von einem Besuch der Dresdner Gemäldegalerie und gibt Martha wunderbare Bildbeschreibungen von Raffaels Sixtinischer Madonna sowie der Madonna des Basler Bürgermeisters Meyer nach Holbein. Auch in Band 2 spiegelt sich in vielen Facetten das Gesicht der Epoche: ein kostbares Zeugnis der Hochkultur des Briefeschreibens.
Sigmund Freud (1856 - 1939) begründete die Psychoanalyse und entwickelte sie fort als eigene Behandlungs- und Forschungsmethode sowie als allgemeine, auch die Phänomene des normalen Seelenlebens umfassende Psychologie.
Er war zu Beginn der Brautbriefe noch nicht 26-jährig. Während dieser Zeit befand er sich in der Ausbildung zum Nervenarzt am Wiener Allgemeinen Krankenhaus und, auf einer Studienreise nach
Paris, an die Salpêtrière.
Martha Bernays (1861 - 1951) lebte während ihrer Braut zeit in Hamburg. Sie entstammt einer jüdischen Gelehrtenfamilie und war zu Anfang der Korrespondenz 20-jährig. Mehr als ein halbes
Jahrhundert lang war sie Freuds Ehefrau und Mutter der sechs Kinder.
Herausgeber sind die renommierten Freud-Forscher Gerhard Fichtner, Ilse Grubrich-Simitis und Albrecht Hirschmüller; zwei Medizinhistoriker, eine Psychoanalytikerin.
Die Bände erscheinen nacheinander:
- Sei mein, wie ich mir’s denke (Band 1)
- Unser ›Roman in Fortsetzungen‹ (Band 2)
- Warten in Ruhe und Ergebung, Warten in Kampf und Erregung (Band 3)
- Spuren von unserer komplizierten Existenz (Band 4)
- Dich so zu haben, wie Du bist (Band 5)
»Der Leser wird endlich zugelassen und bald mitgerissen, so als hätte er einen Roman vor sich ... ein bewegendes, höchst aufschlußreiches Dokument und zugleich ganz große Prosa.« Süddeutsche Zeitung