Ihre Sammlung der Kinder- und Hausmärchen ist das weltweit meistgelesene deutsche Buch, als Gelehrte haben sie das Wissen über unsere Sprache und Geschichte revolutioniert und wie niemand vor ihnen haben sie «Brüderlichkeit» als Lebensform begriffen: Seit ihrer Kindheit lebten Jacob und Wilhelm Grimm meist unter einem Dach und arbeiteten gemeinsam. Ihre Berliner Wohnung war eines der kulturellen Zentren Preußens.
Der weit gereiste Diplomat Jacob, der 1814/15 am Wiener Kongress teilnahm und 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung wurde, und der Familienvater Wilhelm, geselliger Erzähler und Freund der Dichter - es waren höchst ungleiche Brüder, die leidenschaftlich und rücksichtslos die Vergangenheit von Literatur, Recht und Religion erkundeten, um ihre Gegenwart zu verstehen. In der zerbrechenden alteuropäischen Welt suchten sie nach den kulturellen Fundamenten der Moderne. Die Impulse, die von ihnen ausgingen, sind bis heute wirksam.
Steffen Martus lässt die Biographie der Brüder Grimm lebendig werden und zeichnet so, wie nebenbei, ein packendes Geschichtspanorama und das faszinierende Porträt einer Epoche.
Steffen Martus, geb. 1968, Studium der Germanistik, Philosophie, Soziologie und Politologie in Regensburg und Berlin, 1998 Promotion, Wiss. Mitarbeiter am Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin. Veröffentlichungen zur Sprachtheorie im 17. Jahrhundert und zur Dramengeschichte der Aufklärung sowie zu Hagedorn, Gellert, Wieland und Goethe.