Auf den Spuren der »Erfindung des Lebens«
In seinem im Herbst 2009 erschienenen autobiographischen Roman »Die Erfindung des Lebens« hat Hanns-Josef Ortheil die Geschichte eines in seinen ersten Kinderjahren stummen Kindes erzählt, das sich mit Hilfe der Musik, der Sprache und des Schreibens aus der frühkindlichen Isolation befreit. Mit der »Moselreise«, der Mitschrift einer Wanderung, die er als Elfjähriger zusammen mit dem Vater gemacht hat, legt der Autor nun ein autobiographisches Dokument vor, das auf eindrucksvolle Weise erkennen lässt, wie der junge Ortheil durch seine danach früh erwachte Obsession für die Sprache und das Schreiben aus dem Stummsein in die Welt fand. Gespiegelt wird diese Mitschrift durch die Beschreibung derselben Reise Jahrzehnte später, und zum Roman eines Kindes wird sie durch eine dritte Erzählung, in der Ortheil versucht, zu den geheimen Hintergründen seiner manischen Faszination durch bestimmte Städte und Landschaften vorzudringen. So führt die Erzähltrias der Moselreise den grandiosen Künstlerroman »Die Erfindung des Lebens« fort und gibt faszinierende Einblicke in die Geheimnisse jener frühsten, familiären Bindungen, die einen Menschen lebenslang prägen.
Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren, er lebt in Stuttgart, Hildesheim und Wissen a.d. Sieg. Er gehört zu den bedeutenden deutschen Schriftstellern der Gegenwart, sein Werk ist mit vielen Preisen ausgezeichnet worden, u.a. mit dem Brandenburger Literaturpreis und dem Thomas-Mann-Preis der Hansestadt Lübeck. 2009 erhielt Hans-Joseph Ortheil den Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis der Stadt Alzey. Der Autor lehrt als Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim.