Geraubte Kindheit - Sebastião Salgados verlorene Kinder
Nein, ertrunkene Kinder am Strand fotografiert Salgado nicht. Schockfotos sind nicht sein Stil, dennoch sind seine Bilder von Kindern auf der Flucht schockierend und benennen einen Skandal. Was für die Mehrheit der Millionen von Menschen gilt, die weltweit auf der Flucht sind, gilt für Kinder uneingeschränkt: Sie tragen keinerlei Verantwortung für die politischen und ökonomischen Verhältnisse, die sie und ihre Angehörigen entwurzelt haben, und sehen keine Möglichkeit, in irgendeiner Weise auf diese Verhältnisse einzuwirken. Sie sind hilflos und verurteilt zu einem Leben ohne Perspektive, einem Leben auf der Straße, in Flüchtlingscamps, Waisenhäusern und den wuchernden Slums der Megastädte in der Dritten Welt, ohne Chancen auf Bildung, soziale Sicherheit oder auch nur halbwegs erträgliche hygienische Verhältnisse.
Salgado selbst zu seinem Buch: »Es zeigt nichts weiter als neunzig Kinder aus verschiedenen Teilen der Welt an einem bestimmten Tag in ihrem Leben. Sie sehen wunderschön, glücklich, stolz, nachdenklich oder traurig aus. Für einen flüchtigen Augenblick konnten sie sagen: ,Ich bin.'«