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Inventarisierung der Macht

Die Berliner Mauer aus anderer Sicht

Die zweibändige Neuausgabe des viel beachteten Buches Aus anderer Sicht. Die frühe Berliner Mauer zeigt nun den gesamten Mauerverlauf.

Verlag Hatje Cantz Verlag
ISBN 9783775740951
2016

1. Auflage . Erscheinungsdatum: 04.06.2016 . 1328 Seiten. 30.2 x 21.6 cm . Hardcover .

Hardcover

lieferbar innerhalb von 10 Werktagen
Über den Artikel

Die zweibändige Neuausgabe des viel beachteten Buches Aus anderer Sicht. Die frühe Berliner Mauer zeigt nun den gesamten Mauerverlauf.

In unserem kollektiven Gedächtnis existiert die Mauer als ein bunt besprühtes Betonband. Umso wertvoller ist das Langzeitprojekt, dem sich der Fotograf Arwed Messmer und die Schriftstellerin Annett Gröschner widmen. Ausgangsmaterial waren Fotografien der frühen Mauer, die von den DDR-Grenztruppen angefertigt wurden. In ihrem preisgekrönten Vorgängerband präsentierten die Autoren den innerstädtischen Mauerstreifen. 2012 stießen sie auf ein weiteres, ebenso umfangreiches Bildkonvolut. In der neuen zweibändigen Ausgabe zeigen sie nun mit rund 600 Panoramen aus 3000 Einzelbildern den gesamten Verlauf der Mauer um West-Berlin. Ergänzt werden die Panoramen durch weiteres bearbeitetes Material aus dem Bundesarchiv. So vollendet sich ein Projekt dokumentarischer Empathie (Florian Ebner), von dem der Fotokritiker Gerry Badger sagte, ihm gelänge es, die Interpretation historischer Fakten in einem kreativen Akt in ein künstlerisches Werk zu verwandeln . Ausstellung: Haus am Kleistpark, Berlin, 26.5. -13.8.2016

 

Annett Gröschner, geb. 1964 in Magdeburg, 1983-91 Studium der Germanistik in Ost-Berlin und Paris, 1992-96 Historikerin im Prenzlauer Berg Museum, seit 1994 Beteiligung an verschiedenen Ausstellungs- und Buchprojekten, seit 1997 freie Autorin und Journalistin in Berlin. Auszeichnungen u.a. mit dem Anna-Seghers-Stipendium der Akademie der Künste Berlin und dem Erwin-Strittmatter-Preis des Landes Brandenburg.

Olaf Briese, geboren 1963, lehrt als Kulturwissenschaftler in Berlin. Buch und Aufsatzveröffentlichungen zu den Themen Katastrophe, Kultur und Angst sowie zur Philosophie- und Literaturgeschichte des 18. - 20. Jahrhunderts.

 

Die Begründung der Jury der Stiftung Buchkunst:

»Zwei großformatige Bände dokumentieren den vollständigen Verlauf der Berliner Mauer im Jahr 1966. In zeitgenössischen Fotografien aus Sicht der DDR. Auf insgesamt 1328 Seiten.

Mit Übersichtsplänen, in die neben dem Mauerverlauf und den Grenzeinrichtungen Standort, Richtung und Blickweite jeder einzelnen Aufnahme eingetragen ist. Lokalisiert mit geografischen Koordinaten. Inventarnummer sowieso.

Eine vermutlich nervtötende, akribische Fleißarbeit. Genauso repetitiv wie die Aufnahmen selbst. Schwarzweiß auf leichten, gräulichen Papier. Dröge wie die Grenzbeobachtung. Aktenmäßig. Dokumentation der Dokumentation.

Die Versuchung ist groß, einen Selbstversuch zu riskieren. Beginn bei Bild 0001, 52° 24‘ 04,51“ N, 13° 30‘ 52,56“ O. Das Panorama als breiten Streifen über die Doppelseite gelegt. Die Augen verdrehen sich im Blick vom äußersten Links zum weitesten Rechts. Keine Lücke. Weiter geht’s. Dann und wann ein Zitat aus dem Wachtprotokoll unterm Bild, Ort, Uhrzeit. »Ein Westberliner Zöllner wirft eine Brauseflasche über die Mauer«. Auf, weiter. Matsch, Acker, Pfähle, Draht, Türme, Bretter, Gräben. Und dann: eine Mauer. Mauer. Mauer. Mauer. Werde ich durchhalten? 1058 Bilder lang?

Die ständige Aufmerksamkeit – gebannt auf diese gebaute, ununterbrochene Linie in der Landschaft, in der Stadt – ermüdet den Blick, schleift den Horizont.

Dieses Werk ist ein würdiges politisches Geschenk für jeden Staatsgast, der von Mauern träumt.«

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