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Shoah (Studienausgabe)

Claude Lanzmanns Jahrhundertwerk über die Vernichtung des europäischen Judentums erscheint jetzt ungekürzt auf vier DVDs in einfacher Ausstattung zum Sonderpreis. Dieses epische Mammutprojekt verzichtet auf Musik, auch auf jegliche Form der Analyse und vor allem auf historisches Bildmaterial - auf die Aufnahmen von Massengräbern, Gaskammern, von ausgemergelten Körpern. Im Mittelpunkt stehen nicht die Dokumente der Vergangenheit, sondern steht die Gegenwärtigkeit des Erinnerns.

Verlag Absolut Medien
ISBN 9783898489850
2009

Erscheinungsdatum: 01.07.2009 . PRODUCTCODE_VI .

DVD

lieferbar voraussichtlich innerhalb von 6 Monaten
Über den Artikel

  • Ein Film von Claude Lanzmann
  • 2009. Beilage: Booklet.
  • DVD
  • FSK ab 12 Jahren freigegeben
  • arte Edition

Der französische Filmemacher Claude Lanzmann legte Mitte der 80er Jahre mit SHOAH eine der radikalsten und umfassendsten Filmarbeiten über die Vernichtung des europäischen Judentums im Nationalsozialismus vor. 12 Jahre Arbeit, 350 Stunden Material, 9 1/2 Stunden Film gegen das Vergessen.

Dabei verzichtet dieses epische Großprojekt auf Musik, auch auf jegliche Form des Kommentars und vor allem auf historisches Archivmaterial - auf die Bilder von Massengräbern, Gaskammern, von ausgemergelten Körpern. Im Mittelpunkt stehen nicht die Dokumente der Vergangenheit, sondern die Gegenwärtigkeit des Erinnerns. Lanzmann besuchte die Orte der Vernichtung, die >Todesfabriken< Chelmno, Belzec, Sobibor, Treblinka, Auschwitz und fand Orte vor, über die Gras gewachsen war. Daher die Insistenz, mit der er in Polen, in Israel, in den USA, in Deutschland letzte Augenzeugen der Katastrophe - seltene Überlebende der »Sonderkommandos«, Zuschauer und auch NS-Täter - ausfindig machte und zu Deportation und Lageralltag befragte.

Das Erlebte aber drängt mit aller Kraft ins Vergessen. Es bedurfte eines hohen, psychologisch geschulten Aufwands und einer ausgefeilten Fragetechnik, um die Befragten zum Sprechen zu bringen und ihnen zu entlocken, was nicht bewältigt werden kann. Ohne chronologische Anordnung und bewusst fragmentarisch präsentiert, ergeben die Interviews ein subtil gewobenes Geflecht ineinander verschränkter Perspektiven auf das Unbegreifliche.

40 Jahre nach Kriegsende fertig gestellt, erregte der Film Aufsehen und Bewunderung, lief auf etlichen Festivals, war mehrfach im Fernsehen zu sehen, in den 90er Jahren auf VHS erhältlich - und ist seitdem in Deutschland nicht mehr greifbar. Höchste Zeit, dieses Monument historischer Aufklärung jenseits von Guido Knopp und Steven Spielberg in Deutschland auf DVD zugänglich zu machen.

Shoah, Schoah, Shoa, Schoa. Hebräisch für: Abgrund, Vernichtung, Dunkelheit, große Katastrophe, Unheil, Untergang - inzwischen auch Synonym für die Massenvernichtung des europäischen Judentums im Nationalsozialismus. Der Begriff wird dem in den USA - auch medial (man denke an die gleichnamige TV-Serie aus den 70ern um die Familie Weiss) - geprägten Begriff des >Holocaust< zunehmend vorgezogen, dessen griechisch-römische Etymologie (gr. holokauston bzw. lat. holocaustum = >Brandopfer<)problematische Nähen zu religiösen Opferriten herstellt. Vom Unerhörten sich einen Begriff zu machen, kann aber wohl abschließend nicht gelingen, und so bleibt auch >Shoah< als Begriff, vor allem in seinen Anklängen an Naturkatastrophen, überaus kontrovers.

DVD-Ausstattung:
4 x DVD 5 PAL, codefree - Bild: 4:3/Ton: Dolby Digital 1.0
Mehrsprachige OF, UT in: D, F, E, S

Ausführliches Booklet als pdf auf DVD 4

Die Befragten (in der Reihenfolge ihres Erscheinens im Film):

Simon Srebnik, auch Shimon Srebrnik (Überlebender der zweiten Vernichtungsphase von Chelmno/Kulmhof) ▪ Michael Podchlebnik, auch Mordechai Podchlebnik (Überlebender der ersten Vernichtungsphase von Chelmno/Kulmhof) ▪ Hanna Zaidl (Tochter von Motke Zaidl) ▪ Motke Zaidl (Überlebender von Wilna/Ponar) ▪ Itzhak Dugin (Überlebender von Wilna/Ponar) ▪ Jan Piwonski (Einwohner von Sobibor, Hilfsweichensteller) ▪ Richard Glazar (Überlebender von Treblinka) ▪ Paula Biren (Überlebende des Ghettos Lodz; Überlebende von Auschwitz) ▪ Pana Pietyra (Einwohnerin von Auschwitz) ▪ Pan Filipowicz (Bewohner von Wlodawa, Zeuge der Deportation der Juden von Wlodawa) ▪ Pan Falborski (Einwohner von Kolo bei Chelmno/Kulmhof, Kfz-Mechaniker) ▪ Abraham Bomba (Friseur in der Gaskammer von Treblinka) ▪ Czeslaw Borowi (Polnischer Bauer aus Treblinka) ▪ Henrik Gawkowski (Polnischer Lokführer in Treblinka) ▪ Rudolf Vrba (Überlebender von Auschwitz, Mitglied der Widerstandsbewegung) ▪ Inge Deutschkron (Deutsche Jüdin; lebte während des gesamten Krieges in Verstecken in Berlin) ▪ Franz Suchomel (SS-Unterscharführer; ab August 1942 Wächter in Treblinka) ▪ Filip Müller (Überlebender der fünf Liquidierungen des »Sonderkommandos« von Auschwitz und Birkenau) ▪ Josef Oberhauser (ehem. SS-Offizier, Fahrer von Globocnik, des Leiters der Aktion Reinhard(t)) ▪ Alfred Spieß (Oberstaatsanwalt, Vertreter der Anklage in beiden Treblinka-Prozessen) ▪ Raul Hilberg (Historiker und bedeutender Holocaust-Forscher) ▪ Franz Schalling (Mitglied der Schutzpolizei Chelmno/Kulmhof - »Schloßkommando«) ▪ Martha Michelsohn (Ehefrau des Nazi-Lehrers von Chelmno/Kulmhof) ▪ Moshe Mordo (Überlebender von Auschwitz) ▪ Armando Aaron (Vorstand der jüdischen Gemeinde von Korfu; Überlebender von Auschwitz) ▪ Walter Stier (ehem. NSDAP-Mitglied und hoher Beamter der Reichsbahn - Generaldirektion der Ostbahn) ▪ Ruth Elias (Überlebende des tschechischen Familienlagers in Auschwitz-Birkenau) ▪ Jan Karski (Legendärer Kurier der polnischen Exilregierung) ▪ Franz Grassler (Stellvertreter des Nazi-Kommisars Auerswald für das Warschauer Ghetto) ▪ Gertrude Schneider (mit ihrer Mutter Charlotte Hirschhorn; Überlebende des Rigaer Ghettos) ▪ Yitzhak Zuckerman (Überlebender des Warschauer Ghettos, Zweiter Befehlshaber der Jüdischen Kampforganisation) ▪ Simha Rotem (Überlebender des Warschauer Ghettos, Mitglied der Jüdischen Kampforganisation)